Auf Pilgerreise V -Belnend-

Wahre Männer sitzen, Frauen stehen
Unruhig tapste ich die Landstraßen entlang, jedes mal wenn ich in der Ferne schemenhaft Gestalten wahrnahm, verließ ich fluchtartig die befestigten Wege und warf mich hinter dem erstbesten Busch auf den Boden. Dort vor Angst wie gelähmt ausharrend, wartete ich oft bis in die Nacht, bis ich sicher war, niemanden mehr zu begegnen. So verbrachte ich die Tage und die Nächte auf den Straßen, fast als wäre ich auf der Flucht und glaubte bald nicht mehr mein Ziel zu erreichen bis die Mauern von Belnend sich plötzlich vor mit auftaten und fast laut schrien, „Hier bist du sicher, komm und eile dich!“.
Erschöpft aber mich in Sicherheit wähnend, durchschritt ich das Tor, schlurfte dem Gasthaus entgegen und obwohl es schon tiefste Nacht war, fand ich noch einige Gäste vor, die sich bei Kalana und Met lauthals unterhielten. Freundlich wurde ich empfangen, so wie es einer Pilgerin gebührt und an den Tisch eingeladen. Nachdem ich mich mit Wasser und etwas Käse gestärkt hatte und auch meine schmerzenden Füße sich nicht mehr beklagten, verabschiedete ich mich bald und suchte das mir zugewiesene Zimmer auf, wo ich wie ein Stein aufs Bett fiel und mich vor dem nächsten Morgen nicht mehr rührte.
Der nächste Tag brachte etwas Aufregung in die Stadt, zwei Männer hatten wohl ein paar wilde Panther gefangen und während man mir, wohl um mir Angst zu machen, erzählte, die Stadt würde jetzt wohl vom Stamm dieser wilden Weiber angegriffen, versuchte man mir gleichzeitig eines der Mädchen, mit den einladenden Worten, „Billig, Billig“ zu verkaufen. Jedoch hatte mein Geldbeutel in der letzten Zeit arg gelitten und so lehnte ich dankend ab, auch mit den unschönen Gedanken daran, dass eine Horde wilder Furien mich sonst auf immer verfolgen würden.
Nicht recht daran glaubend, dass nun bald aufgebrachte Panther vor den Toren der Stadt auftauchen könnten, zog ich es dennoch zur Sicherheit vor ein Schiff zu besteigen und weiter zu reisen. Da bot sich, wohl weil er ein Geschäft roch, ein recht befremdlich wirkender Nordmann an, mich mit seinem Schiff nach Lydius zu schippern. Nun folgte das übliche Spiel, ich nannte ihm eine Summe und er eine höhere, dabei fast jammernd anmerkend, er hätte fünf seiner Sklavinnen verkaufen müssen, um sich das Boot zu leisten. Es war ein ständiges hin und her, bis seine Begleiterin mir den Vorschlag machte, ich solle doch einen Vertrag aufsetzen und als Bezahlung für die Dauer der Überfahrt, mich ihm dem Kapitän unterwerfen. Baff vor entsetzen, brachte ich fast kein Wort hervor, bis ich dann meine Empörung kund tuend zurück in die Herberge eilte und einen Becher Kaluna zur Beruhigung trinkend, blass und entsetzt über dieses unverschämte Angebot , mich in mein Zimmer zurückzog, wo ich mich bis zum nächsten Morgen verbarrikadierte.
Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des folgenden Morgens, schienen mich wieder mit der Welt zu versöhnen und leise, noch bevor noch weitere Gäste erwachten, schlich ich die Treppe hinunter, bezahlte bei der Wirtin meine Rechnung und verschwand aus dem Schutz der Stadt, hinaus auf die Straßen und den Büschen, mit denen ich bald wieder gut freund war, zu Fuß in Richtung der Stadt Nadria.

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