Auf Pilgerreise III - Waka Eiland-


Das schaukelnde Boot brachte mich immer weite nach Norden und es dauerte nicht lange bis die monotonen weiten des Graslandes verdrängt wurden, von der bedrückenden Enge des Dschungels.

Auf dem ersten Blick waren die ausgedehnten Wälder unterhaltsam, die Rufe der Tiere im Dickicht, verborgen hinter den Blättern der Bäume, gar spannend, doch machte sich auch hier bald Monotonie breit, das ewig gleich klingende paddeln, das schnaufen des recht stummen Fährmanns, das immer gleiche Grün. Niemand mit dem ich sprechen konnte, stierte ich stumm auf das Wasser, das so glatt erschien wie ein frisch geschliffener Spiegel. Keine Welle unterbrach den wie blank polierten langsam dahinfließenden Fluss und so glaubte ich zu fantasieren, als sich verschwommen einige Häuser darin spiegelten. Die nervigen Moskitos aus meinem Nacken vertreibend, hob ich meinen Kopf und sah erschrocken, aber auch fasziniert eine kleine Insel, die sich im hier breiter werdenden Fluss, dagegen werte für immer unterzugehen.

Der Fährmann schien meine Gedanken zu erraten und steuerte ohne ein Wort zu sprechen, dieses kleine Eiland an sehnsüchtig darauf hoffend wieder unter gesitteten Menschen zu sein, sprang ich auf und verlor fast mein Gleichgewicht, was der Mann der seelenruhig vor sich hin ruderte, mit einem leisen Grunzen kommentierte. Knarrend traf das feuchte Holz des Bootes auf das Land und leicht durchgeschüttelt, sprang ich hinüber auf das Land, den festen Boden unter meinen Füßen einen Augenblick lang genießend und freudigen Blickes mich umsehend, bemerkte ich, wie das Boot wieder ablegte und ohne mir in der weite des Dschungels verschwand. Nur kurz kletterte die Wut in mir empor, hatte ich doch nicht wenig bezahlt und war noch lange nicht an meinem Ziel. Als plötzlich Schatten aus dem Dunkel der Nacht traten und Wut schnell der Furcht platz machte. Waldmädchen, Panther, Taluna, ich wusste den Unterschied nicht, wie auch immer man sie nannte, dies war in diesem Augenblick unwichtig, es waren verwilderte Frauen, von denen mein Vater immer erzählte, sie würden sich mit Tieren paaren. Die Angst kroch in mir hoch, als sie vor mich hintraten, Angst gefangen zu werden und als Sklavin zu enden, oder noch schlimmer, den Tieren des Waldes als Futter zu dienen. Doch schien diese Furcht unbegründet, stellten sie sich doch als freundliche Wesen dar, besorgt um mein Wohlergehen. Sie wiesen mir gar den Weg zu der Herberge, die ich auch schnellen Schrittes aufsuchte. Nur mein energisches Klopfen, mein lautes Begehren um Einlass, wollte die Tür nicht öffnen und so stand ich eine Weile, immer verzweifelter werdend in der Dunkelheit, nur beschienen von einigen Flammen, da ich fast froh als eine der Wilden auf mich zu trat und mir anbot in ihrem Lager zu nächtigen. Müde und erschöpft von der langen Reise stimmte ich zu, die Bilder von versklavten Frauen oder Tieren die sich über menschliche Leiber hermachten, die durch meinen Kopf schossen, beiseite schiebend, folgte ich den Halbnackten in ihr Lager. Dort angelangt fühlte ich mich von der fast aufdringlichen Nähe , die eins der Weiber suchte, belästigt, doch gab dies mir die Sicherheit den Glauben daran, dass ich das Lager als Freie wieder verlassen würde. Eine Weile noch sprachen die anderen Weiber auf mich ein, erzählten mir von den Vorzügen als wilde Frau ohne Männer im Wald zu kampieren, doch wollte sich mir das nicht recht erschließen, schließlich wollte ich auf dieser Reise auch einen Mann, einen Gefährten finden und das eine schloss das andere wohl aus. So drangen ihre einladenden Worte bald nicht mehr in mich und zu müde ihnen noch weiter zu lauschen, schlossen sich alsbald meine Augen und die fremden Gesichter und Stimmen wichen im Traum den Bilder meiner Heimat.
Lagerfeuerromantik 

Der nächste Morgen begann wie der Abend endete und so war ich froh und durchaus erleichterte, als sie mich zurück zum Dorf führten, in die vermeintliche Sicherheit der Zivilisation. Dort angelangt trafen ich auf weitere diese Wilden, was mich fast schon wunderte, da von den Menschen im Dorf immer noch nichts zu sehen war. Diese stellten sich als von einem anderen Stamm stammend vor und auch jene waren, ganz im Gegensatz zu dem was man mir immer erzählte, zuvorkommend und freundlich. Nach einigem Hin und Her, getrieben von meinem knurrenden Magen und meinem nicht eben prall gefüllten Geldbeute tauschte ich ein Stück Seife gegen einen Topf gefüllt mit Honig, welcher meinen Hunger vorerst stillen würde. Als plötzlich eines der Weiber mit einem lauten Aufschrei davonrannte, während die andere und auch ich, wie erstarrt auf die nur wenige Schritte entfernte Gestalt blickten. Ein Kurii war wie aus dem nichts aufgetaucht und eigentlich müsste ich nun Rennen, mein kärgliches Leben retten, doch nicht fähig mich zu bewegen blieb ich wie angewurzelt stehen und war erleichtert als diese Kreatur ohne von uns Notiz zu nehmen, so plötzlich wie sie erschien auch wieder zu verschwinden. Der kurz darauf auftauchende und vor Durst krakelnde Mann, schien in diesem Fall wenig von Nutzen zu sein. Da er ein angeblich ehemaliger Sklavenhändler, was mich ein wenig besorgte, nur eines im Sinn hatte, seinen Durst zu löschen. Aber auch diese Episode ging vorüber und blieb ich, nun doch ein Nachtlager in der Herberge findend, eine weitere Nacht, bevor ich mich wieder auf den Weg machte, meine Pilgerreise fortzuführen.

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