Das schaukelnde Boot brachte mich immer
weite nach Norden und es dauerte nicht lange bis die monotonen
weiten des Graslandes verdrängt wurden, von der bedrückenden Enge
des Dschungels.
Auf dem ersten Blick waren die
ausgedehnten Wälder unterhaltsam, die Rufe der Tiere im Dickicht,
verborgen hinter den Blättern der Bäume, gar spannend, doch machte
sich auch hier bald Monotonie breit, das ewig gleich klingende
paddeln, das schnaufen des recht stummen Fährmanns, das immer
gleiche Grün. Niemand mit dem ich sprechen konnte, stierte ich stumm
auf das Wasser, das so glatt erschien wie ein frisch geschliffener
Spiegel. Keine Welle unterbrach den wie blank polierten langsam
dahinfließenden Fluss und so glaubte ich zu fantasieren, als sich
verschwommen einige Häuser darin spiegelten. Die nervigen Moskitos
aus meinem Nacken vertreibend, hob ich meinen Kopf und sah
erschrocken, aber auch fasziniert eine kleine Insel, die sich im
hier breiter werdenden Fluss, dagegen werte für immer unterzugehen.
Der Fährmann schien meine Gedanken zu
erraten und steuerte ohne ein Wort zu sprechen, dieses kleine Eiland
an sehnsüchtig darauf hoffend wieder unter gesitteten Menschen zu
sein, sprang ich auf und verlor fast mein Gleichgewicht, was der Mann
der seelenruhig vor sich hin ruderte, mit einem leisen Grunzen
kommentierte. Knarrend traf das feuchte Holz des Bootes auf das Land
und leicht durchgeschüttelt, sprang ich hinüber auf das Land, den
festen Boden unter meinen Füßen einen Augenblick lang genießend
und freudigen Blickes mich umsehend, bemerkte ich, wie das Boot
wieder ablegte und ohne mir in der weite des Dschungels verschwand.
Nur kurz kletterte die Wut in mir empor, hatte ich doch nicht wenig
bezahlt und war noch lange nicht an meinem Ziel. Als plötzlich
Schatten aus dem Dunkel der Nacht traten und Wut schnell der Furcht
platz machte. Waldmädchen, Panther, Taluna, ich wusste den
Unterschied nicht, wie auch immer man sie nannte, dies war in diesem
Augenblick unwichtig, es waren verwilderte Frauen, von denen mein
Vater immer erzählte, sie würden sich mit Tieren paaren. Die Angst
kroch in mir hoch, als sie vor mich hintraten, Angst gefangen zu
werden und als Sklavin zu enden, oder noch schlimmer, den Tieren des
Waldes als Futter zu dienen. Doch schien diese Furcht unbegründet,
stellten sie sich doch als freundliche Wesen dar, besorgt um mein
Wohlergehen. Sie wiesen mir gar den Weg zu der Herberge, die ich auch
schnellen Schrittes aufsuchte. Nur mein energisches Klopfen, mein
lautes Begehren um Einlass, wollte die Tür nicht öffnen und so
stand ich eine Weile, immer verzweifelter werdend in der Dunkelheit,
nur beschienen von einigen Flammen, da ich fast froh als eine der
Wilden auf mich zu trat und mir anbot in ihrem Lager zu nächtigen.
Müde und erschöpft von der langen Reise stimmte ich zu, die Bilder
von versklavten Frauen oder Tieren die sich über menschliche Leiber
hermachten, die durch meinen Kopf schossen, beiseite schiebend,
folgte ich den Halbnackten in ihr Lager. Dort angelangt fühlte ich
mich von der fast aufdringlichen Nähe , die eins der Weiber suchte,
belästigt, doch gab dies mir die Sicherheit den Glauben daran, dass
ich das Lager als Freie wieder verlassen würde. Eine Weile noch
sprachen die anderen Weiber auf mich ein, erzählten mir von den
Vorzügen als wilde Frau ohne Männer im Wald zu kampieren, doch
wollte sich mir das nicht recht erschließen, schließlich wollte ich
auf dieser Reise auch einen Mann, einen Gefährten finden und das
eine schloss das andere wohl aus. So drangen ihre einladenden Worte
bald nicht mehr in mich und zu müde ihnen noch weiter zu lauschen,
schlossen sich alsbald meine Augen und die fremden Gesichter und
Stimmen wichen im Traum den Bilder meiner Heimat.
Lagerfeuerromantik |
Der nächste Morgen begann wie der
Abend endete und so war ich froh und durchaus erleichterte, als sie
mich zurück zum Dorf führten, in die vermeintliche Sicherheit der
Zivilisation. Dort angelangt trafen ich auf weitere diese Wilden, was
mich fast schon wunderte, da von den Menschen im Dorf immer noch
nichts zu sehen war. Diese stellten sich als von einem anderen Stamm
stammend vor und auch jene waren, ganz im Gegensatz zu dem was man
mir immer erzählte, zuvorkommend und freundlich. Nach einigem Hin
und Her, getrieben von meinem knurrenden Magen und meinem nicht eben
prall gefüllten Geldbeute tauschte ich ein Stück Seife gegen einen
Topf gefüllt mit Honig, welcher meinen Hunger vorerst stillen würde.
Als plötzlich eines der Weiber mit einem lauten Aufschrei
davonrannte, während die andere und auch ich, wie erstarrt auf die
nur wenige Schritte entfernte Gestalt blickten. Ein Kurii war wie aus
dem nichts aufgetaucht und eigentlich müsste ich nun Rennen, mein
kärgliches Leben retten, doch nicht fähig mich zu bewegen blieb ich
wie angewurzelt stehen und war erleichtert als diese Kreatur ohne von
uns Notiz zu nehmen, so plötzlich wie sie erschien auch wieder zu
verschwinden. Der kurz darauf auftauchende und vor Durst krakelnde
Mann, schien in diesem Fall wenig von Nutzen zu sein. Da er ein
angeblich ehemaliger Sklavenhändler, was mich ein wenig besorgte,
nur eines im Sinn hatte, seinen Durst zu löschen. Aber auch diese
Episode ging vorüber und blieb ich, nun doch ein Nachtlager in der
Herberge findend, eine weitere Nacht, bevor ich mich wieder auf den
Weg machte, meine Pilgerreise fortzuführen.
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