Auf Pilgerreise VI -Nadria-

Des Laufens überdrüssig, bewegte sie sich fast wie in Trance auf den staubigen Straßen des Nordens, einen Schritt nach dem anderen tuend, hatte sie aufgehört zu zählen als sie bei Tausend ankam. Es war eine schwere Prüfung die ihr die Priesterkönige da auferlegt hatten und ob der Eintönigkeit bald die Gefahr vergessend, ja gar sie fast herbei sehnend, begann sie unvorsichtig laut zu singen, begleitet von ihren kraftlosen Schritten, ein endloser langweiliger Rhythmus. Als sie in der Ferne, zwischen dem Endlosen Gewirr der Bäume, der Äste die ihr wie Peitschen drohten, die Giebel einiger Häuser erkannte. Vorsichtig wagte sie sich näher und war doch sehr verwundert, eine Stadt lag vor ihr, eine Stadt ohne Mauern, entweder hatte diese Stadt keinen Schutz nötig oder ihre Bürger waren naiv und dem Wahn verfallen. Doch beim näher treten und immer noch ungläubige starren, bemerkte sie weder Zerstörung noch Wiederaufbau und so konnte dies nur eines bedeuten, Nadria war der sicherste Ort den sie auf ihrer Reise bisher besuchte.
Immer noch voller Argwohn, trat sie aus den Schatten des Waldes und rannte fast in die Arme eines Mannes, der sich gerade von einem Weib belehren ließ, offensichtlich eine Händlerin die sich darüber beschwerte, dass er der wohl Wirt war, seine eigenen Rohstoffe anbaute, anstatt sie bei den hiesigen Händlern zu kaufen. Zunächst noch erstaunt über den Umstand, dass sich ein Mann von einer Frau so in der Öffentlichkeit demütigen ließ, war es ihr im nächsten Augenblick schon egal, denn wo ein Wirt da eine Herberge und ein Bett.
Der Wirt stellte sich schließlich als Nordmann vor und außer das er seine Türen laut zu zuschlagen vermochte, zeigte er kaum das er die Kraft und die Würde eines Mannes hatte. Eines stellte er jedoch unter Beweis, er war ein Meister am Herd, die Speisen sättigten den Magen und den Geist, so verführerisch Gut mundeten sie. Da war es schon keine Überraschung mehr, das sein Weib, seine Gefährtin die hiesige Weinhändlerin war und jene somit ohne große Suche und Anstrengung einen Abnehmer hatte für ihre Waren. Gesättigt sich in ihr Zimmer zurück ziehend, warf sie sich auf das Bett und schlief fast bis zum nächsten Abend durch, zu erschöpft war sie vom langen Fußmarsch, als das sie noch daran denken konnte, die Stadt zu erkunden.
Der nächste Tag brachte Kaluna und eine warme Mahlzeit und einen ermahnenden Blick des Wirtes, als sie sich nach einem Schmied erkundigte, der ihr ein Messer herstellen könnte. Ja ihr war bewusst, dass Pilger unbewaffnet sein müssen, doch zu ihrer eigenen Sicherheit dachte sie, wo kein Kläger da kein Richter. Doch schnell lenkte sich die Aufmerksamkeit auf den fremden Nordmann, der da plötzlich in der Herberge stand und dessen Augen recht schnell an ihr klebten, sich gar nicht mehr von ihr lösen wollten. Durchaus geschmeichelt setzte sie gerade hin und wollte sich von ihrer besten Seite zeigen, dem Fremden fast immerzu anlächelnd und ihm interessiert zu hörend, lockerte dies bald seinen Geldbeutel und er schien gewillt seinen ganzen Reichtum zu vergeuden nur damit sie genug zu essen und trinken hat, ja gar das weichste und beste Bett ihr als Nachtlager dient. Nur zu schade, dass jener Krieger sich sobald zu seinem Bett hingezogen fühlte und er wohl am nächsten Tage schon abgereist war. Diese wohl nie versiegende Quelle an Geld schon bald vermissend ließ sie die nach einige Nächten der Ruhe und Erholung die schützende Stadt hinter sich und machte sich auf dem Weg. Denn mögen ihre Füße noch so laut protestieren, ihr Wille war stärker und die Pilgerreise wichtiger als die Schmerzen.

Comments