Des Laufens überdrüssig, bewegte sie
sich fast wie in Trance auf den staubigen Straßen des Nordens, einen
Schritt nach dem anderen tuend, hatte sie aufgehört zu zählen als
sie bei Tausend ankam. Es war eine schwere Prüfung die ihr die
Priesterkönige da auferlegt hatten und ob der Eintönigkeit bald die
Gefahr vergessend, ja gar sie fast herbei sehnend, begann sie
unvorsichtig laut zu singen, begleitet von ihren kraftlosen
Schritten, ein endloser langweiliger Rhythmus. Als sie in der Ferne,
zwischen dem Endlosen Gewirr der Bäume, der Äste die ihr wie
Peitschen drohten, die Giebel einiger Häuser erkannte. Vorsichtig
wagte sie sich näher und war doch sehr verwundert, eine Stadt lag
vor ihr, eine Stadt ohne Mauern, entweder hatte diese Stadt keinen
Schutz nötig oder ihre Bürger waren naiv und dem Wahn verfallen.
Doch beim näher treten und immer noch ungläubige starren, bemerkte
sie weder Zerstörung noch Wiederaufbau und so konnte dies nur eines
bedeuten, Nadria war der sicherste Ort den sie auf ihrer Reise bisher
besuchte.
Immer noch voller Argwohn, trat sie aus
den Schatten des Waldes und rannte fast in die Arme eines Mannes, der
sich gerade von einem Weib belehren ließ, offensichtlich eine
Händlerin die sich darüber beschwerte, dass er der wohl Wirt war,
seine eigenen Rohstoffe anbaute, anstatt sie bei den hiesigen
Händlern zu kaufen. Zunächst noch erstaunt über den Umstand, dass
sich ein Mann von einer Frau so in der Öffentlichkeit demütigen
ließ, war es ihr im nächsten Augenblick schon egal, denn wo ein
Wirt da eine Herberge und ein Bett.
Der Wirt stellte sich schließlich als
Nordmann vor und außer das er seine Türen laut zu zuschlagen
vermochte, zeigte er kaum das er die Kraft und die Würde eines
Mannes hatte. Eines stellte er jedoch unter Beweis, er war ein
Meister am Herd, die Speisen sättigten den Magen und den Geist, so
verführerisch Gut mundeten sie. Da war es schon keine Überraschung
mehr, das sein Weib, seine Gefährtin die hiesige Weinhändlerin war
und jene somit ohne große Suche und Anstrengung einen Abnehmer hatte
für ihre Waren. Gesättigt sich in ihr Zimmer zurück ziehend, warf
sie sich auf das Bett und schlief fast bis zum nächsten Abend durch,
zu erschöpft war sie vom langen Fußmarsch, als das sie noch daran
denken konnte, die Stadt zu erkunden.
Der nächste Tag brachte Kaluna und
eine warme Mahlzeit und einen ermahnenden Blick des Wirtes, als sie
sich nach einem Schmied erkundigte, der ihr ein Messer herstellen
könnte. Ja ihr war bewusst, dass Pilger unbewaffnet sein müssen,
doch zu ihrer eigenen Sicherheit dachte sie, wo kein Kläger da kein
Richter. Doch schnell lenkte sich die Aufmerksamkeit auf den fremden
Nordmann, der da plötzlich in der Herberge stand und dessen Augen
recht schnell an ihr klebten, sich gar nicht mehr von ihr lösen
wollten. Durchaus geschmeichelt setzte sie gerade hin und wollte sich
von ihrer besten Seite zeigen, dem Fremden fast immerzu anlächelnd
und ihm interessiert zu hörend, lockerte dies bald seinen Geldbeutel
und er schien gewillt seinen ganzen Reichtum zu vergeuden nur damit
sie genug zu essen und trinken hat, ja gar das weichste und beste
Bett ihr als Nachtlager dient. Nur zu schade, dass jener Krieger sich
sobald zu seinem Bett hingezogen fühlte und er wohl am nächsten
Tage schon abgereist war. Diese wohl nie versiegende Quelle an Geld
schon bald vermissend ließ sie die nach einige Nächten der Ruhe und
Erholung die schützende Stadt hinter sich und machte sich auf dem
Weg. Denn mögen ihre Füße noch so laut protestieren, ihr Wille war
stärker und die Pilgerreise wichtiger als die Schmerzen.
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