Zudringliche Weiber


Heim, heimwärts nach Kamras, endlich ihre Familie wieder sehen, bekannte Gesichter, bekannte Gerüche, Menschen die ihr etwas bedeuten. Eilig hatte sie es dieser einsamen Welt zu entkommen und bekanntes Terrain. Ruhe und Sicherheit suchte sie, einen Platz der sie vor den gierigen Blicken der Männer verbergen konnte. Doch war auch das Geschäft, der Wille ihre Vaters und sie wollte sich ihm fügen und ihm zeigen, dass sie mehr Wert war als ihr nichtsnutziger Bruder. So gelangte sie nach Kasra, die Verbindung zwischen dem Dschungel im Osten und der Wüste im Süden. Noch war sie Pilgerin und noch trug sie den Stab, noch glaubte sie an die Gastfreundschaft und an die Ehre mit der man den Pilgern gegenüber trat. Doch die Welt dreht sich um das Geld und auch in Kasra gierte man so sehr nach Münzen, dass sie trotz ihres Status für das Zimmer, für eine Nacht, für ein zugegebener maßen ausgiebiges Frühstück, bezahlen musste. All das Gezeter, all das Klagen nichts wollte sie schützen vor Gier. Ihr Geldbeutel, der schon auf der langen Reise gelitten hatte, schien nun bald seiner Daseinsberechtigung beraubt, doch wollte sie nicht klagen und erinnerte sich an die Wünsche ihres Vaters, die er ihr auf die Pilgerfahrt mit gegeben hatte. Blütendüfte wollte sie erhandeln, Elixiere beschaffen oder gleich selbst in der Wildnis selber bergen. Auf die Hilfe und den Schutz der Krieger vom Kasra hoffend, wandte sie sich an den Hauptmann, der jedoch fast schon verstört reagierte und etwas von Krieg und Bannern erwähnte die er über und in andere Städte bringen wollte. Doch dachte Ambra diese Männer in Waffen dienten nur dazu, den Handel zu schützen und der Stadt Kasra die Mehrung ihres Reichtums zu ermöglichen, weit gefehlt das einzige was diese Herren im Sinn hatten waren Blut und Verderben und so waren sie nutzlos in ihrer Funktion. Also wagte sie sich allein in die Wüste und erhandelte einige Fläschchen kostbarer Elixiere, darunter das herrliche Veminium, deren violette Farbe sie liebte und an der sie sich nicht sattzusehen vermochte. Die Oase der vier Palmen erschien ihr ansonsten recht ruhig, so ruhig und wenig geschäftstüchtig, dass man hier nicht begraben sein möchte. Nur ein paar wenige Krajia traf sie dort an, die sie auch wenig helfend an den nächstbesten Händler verwiesen. Das Tor und die Mauern der Oase hinter sich lassend, wanderte sie durch die Ebenen nach Norden in den Dschungel und in ein unheimliches Land. Ständig begleitet von den Lauten der Tiere, von tapsenden Geräuschen, von einem Rascheln hinter dem nächsten Baum, schlich sie langsam und vorsichtig die Wege entlang, immer in der Furcht vor einem lauten Fauchen und einen blutige Tod. Auch war ihr bang hier auf Sklavenjäger zu treffen, die in ihr nur ein Handelsgut sehen würden, vor Talunas, jenen wilden Weibern, die so hörte man sich mit den wilden Tieren des Waldes paarten. Als einzige Waffe trug sie einen Stock bei sich, der mehr dazu nutze einen Grashalm zu töten, als einem wilden Tier Respekt einzuflößen. Doch hatte sie Glück, oder wie sie es immer noch glaubte, die Priesterkönige hielten schützend ihre Hände über sie. Ein bekanntes Gesicht, eine Taluna die ihr schon auf Waka Eiland freundlich gegenüber trat, schälte sich aus dem Dickicht des Waldes und in der Hoffnung auf einen Handel, folgte sie dieser in deren Lager. Dort fühlte sie sich nach kurzer Zeit schon unwohl, nicht das sie Furcht hatte als Gefangene zu enden, doch schien dieses wilde Weib mehr an ihr und ihren Körper interessiert zu sein, als es gesund war. Der Taluna aus nun doch aufkommender Sorge nicht zeigen wollend, wie sie wirklich fühlte, zeigte sie sich so freundlich und zugänglich wie möglich und ließ schnell den Gedanken fallen, hier an diesem Ort kostengünstig Honig zu erhandeln. Noch in der Nacht, als alles schlief, schlich sie aus dem Lager und irrte, diese Prüfung schnell hinter sich lassend, durch den von Dunkelheit durchdrungenen Wald, bis sie auf einen Weg gelangte und ohne nochmals zurück zu blicken, die Füße in die Hand nahm.
Einige Nächte später, stolpert sie nahe Kasra fast über zwei Weiber, die sich, sie mochte ihren Augen kaum trauen, eng umschlungen küssten. Die ihre Zungen sich gegenseitig tief in die Kehle stießen, als wären männliche Phalli, als würden sie begierig daran lutschen. Angewidert wandte Ambra ihren Blick ab, beschloss dieses Bild aus ihrem Geist zu entfernen und eilte in die Sicherheit der Stadt Kasra. Dort verdrängt sie recht schnell das gesehene und trat an die Gruppe Menschen heran, die sich dort auf offene Straße versammelt hatte. Da sie hier keine Hilfe zu erwarten hatte und die eine Nacht in der Herberge ein kostspieliges Vergnügen war, beschloss hier wenigstens etwas Gewinn zu machen und alle und jedem ein oder besser noch mehrere Stücke Seife zu verkaufen. Laut rufend und immer wieder ihre kostbare Ware anbietend, füllte sich recht schnell ihr Geldbeutel und eigentlich konnte sie zufrieden mit sich und der Welt sein, bis plötzlich eines dieser widerwärtigen Weiber an sie herantrat, anders gekleidet doch klar als die zu erkennen, die sich von der anderen küssen ließ. Auch sie kaufte Seife und zahlte auch etwas mehr, mit dem Wunsch Ambra möge das Ereignis, welches sie nun beide verband vergessen. Doch dachte sie gar nicht daran, diesen Verfall der Sitten wollte sie anzeigen und verplapperte sich auch recht schnell bei dem Hauptmann der Stadt. Dieser quälte sie bald mit bohrenden Fragen und gab ihr auch die Antworten vor, als wolle er zwei bestimmte Freie unbedingt aus dem Verkehr ziehen. Mit dem Versprechen ihn sofort zu benachrichtigen, wenn sie eines oder beide Weiber auf den Straßen antraf, ließ er sie wieder gehen und wurde dabei schon beobachtet und auch bald angesprochen. Eine Freie, gehüllt in feinen Kleidern und auf dem ersten Blick wirkend, als ob sie mächtig und reich wäre, zog sie zur Seite und bedrohte Ambra sie mit all ihrer Macht zu strafen, würde sie nicht aufhören über diese Dinge zu sprechen. Jene als die erkennend, die ihre Zunge einem Phallus gleich zwischen die Lippen einer Frau schob, jene die nur so vor Reichtum stank, diese wollte sie aber nicht so ungeschoren davon kommen lassen. Ambra schlug begierig von diesem Kuchen ein Stück abzuschneiden einen Handel vor, ihr Schweigen gegen klingende Münze und so wechselte ein Silbertarsk den Besitz und ein wertloses Versprechen.

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