Nach Hause kommen...

Auf ausgetretenen Pfaden, vorbei an Städten deren Mauern düstere Schatten auf die Welt warfen, auf Wegen die belebt von Händlern und Halunken und doch zum Schweigen verurteilt waren, schritt ich gen Süden. Nicht eben getragen von einer Woge der Freude, eilte ich den Straßen folgend  nach Süden. Immer in Furcht vor den Blicken, vor der Aufmerksamkeit der Fremden, denn nichts belebt so sehr die Phantasie seiner Mitmenschen wie der Einzelgänger. Es war gefährlich allein als Frau unterwegs zu sein, doch hatte ich keine Wahl. Keine Münze für Geleit, nur einen kleinen Dolch, der mein Leben, meine Freiheit schützen sollte. Sollte es zum Äußersten kommen, so würde ich mir lieber das Leben nehmen, als in Sklaverei zu enden, so redete ich mit unentwegt ein. Diesen trügerischen Schutz genießend, durchquerte ich den Dschungel und fand mich bald an der Küste wieder. Das tosende Meer, die Wellen die drohend nach mir schlugen, ich wusste die Heimat ist nicht mehr fern und trotz der Strafe die mich erwarten würde, strebte ich freudig, den Herzschlag in meiner Brust nun deutlich spürend, dem Ruf des Heimsteins entgegen.
Die letzten Schritte wurden schwer, mein Leib zögerte, doch führte mich mein Herz vor das Tor, vor die Mauern meiner Heimat. Den Blick senkend trat ich über die Schwelle und rief zögernd den Namen meines Vaters. Als plötzlich mein Bruder wie aus dem Nichts vor mir erschien und ich an seinen Augen, seiner Gestik sofort erkannte, ich war nicht mehr seine Schwester.
Seine Faust traf mich überraschend und wie ein alter Baum der im Sturm bricht, ging ich zu Boden.
Die Augen aufschlagend erwachte ich aus diesem Albtraum und fand mich nackt hinter Gittern eingesperrt, beobachtet von einem verächtlich grinsenden Mann, und ich wusste augenblicklich, es war kein Traum, dies würde der wahre Albtraum werden.

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