Verkauft wie ein Stück Seife

Tag und Nacht saß ich hinter Gittern, nackt und ständig beobachtet von gierig blickenden Männern. Der prallen Sonne ausgesetzt, versuchte ich so gut es geht meine Blöße zu bedecken und mich unter meinen langen Haaren vor den Augen der Fremden zu verstecken. Jeden Tag zur gleichen Zeit trat ein breitschultriger Mann vor den Kennel, mich stumm beobachtend schob er jedes mal einen Kelch Wasser zwischen die Gitter und ließ mich mit den kühlen Worten zurück, „Trink, essen wirst du nichts, denn ich mag sie dürr“.
Ich weiß nicht wie lange ich schon eingesperrt war und noch weniger wusste ich warum mich mein Bruder so hart strafte, warum er mich derart erniedrigte. Ich hatte das Geschäft in Nadria versaut, ja ich hatte viel Geld verloren und jede menge Schulden aufgehäuft, doch war ich doch Teil der Familie und mit meiner Meinung überragenden Talenten. Und nun saß ich hier nackt hinter Gittern, als wäre ich eine Sklavin, als müsste ich darauf warten gekauft zu werden. Ich war eine Freie, eine an manchen Tagen doch recht erfolgreiche Händlerin, ich verkaufte unsere überteuerte Seife an die Einfältigen und an die Hochnäsigen, ich erpresste ein Weib in Kasra, ich habe viel verdient und war auf dem Weg unseren gemeinsamen Reichtum zu mehren. Und nun strafte mich mein Bruder, mich die Tochter seiner Eltern und verkaufte mich in die Sklaverei.
Vielleicht war dies der Weg meine Schulden zu tilgen, vielleicht würde ich nur auf Zeit an die Kette gelegt, redete ich mir beständig ein, bis ja bis eines Tages sich die Türen öffnetet und der Fremde mich an den Haaren hinter sich her zerrte. Mein lautes Geschrei, mein Wimmern und Jammern erstarb recht schnell, als ich seine Peitsche auf meiner Haut zu spüren bekam, als sich ein brennender Schmerz, wie glühendes Feuer über meinen Rücken verbreitete. Tränen quälten sich an meinen Wangen herab und vermochten nicht meinen Schmerz zu lindern. Ich verlor meine Freiheit, ich verlor meine Familie, ich verlor alles was ich liebte und wurde nun zu Besitz, zu Seife die nur ein Handelsgut war. Quer durch Kamras wurde ich gezehrt, nackt und entehrt, unter den Augen der Nachbarn, der Bekannte und der Freunde, nur meine Familie schien mir nicht hinter her zu sehen, ich war eine Ware, ich wurde verkauft und der Ware wirft man keine Träne hinter her, nein man streichelte den Geldbeutel.
Johlendes Geschrei empfing mich am Hafen und so manch ein schmieriger Matrose machte beschämende Bemerkungen über meinen Körper, über meinen Körper der nun nicht mehr mir gehörte. Und so landete ich im Laderaum eines Schiffs, neben Fässern von Salz und vielen anderen Dingen, ich war ein Stück Ware, ich würde von nun an anderen dienen müssen und niemals mehr wie ein Mensch behandelt werden.

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