Des einen Leid, des anderen Freud

Da war er wieder, er stolperte mir förmlich über die Füße, der Mann vom Markt, der mir mit Kennel drohte und eine Mahlzeit spendierte. Er spielte mit dem Zuckerbrot und der Peitsche und überließ mir die Wahl. Also gab ich ihm was er wollte, seine klingenden Münzen begierig erwartend und zeigte ihm diese seltsame Leiter, die von den Katakomben aus hinauf in ein palastartiges Gebäude führte. Geschwind steig er hinauf und ließ mich allein im dunklen zurück, mir war gleich was er dort suchte oder wer er war, solange die Bezahlung stimmte. Und so riss ich mich von der Leiter los und eilte zum Ausgang, ich wollte zum Markt, meinen spärlichen Reichtum unter die Leute bringen, doch hatten die Priesterkönige etwas anderes im Sinn. Das Geschrei einer Freien wehte über den Platz, angelockt von dem Lärm, gesellte ich mich zu ihr, halb um den Schutz der Öffentlichkeit zu genießen, halb aus reiner Neugier. Aufgebracht gestikulierte sie und rief unentwegt um Hilfe, eine Leiche hatte sie gefunden, ein Mord im Badehaus. Und dann standen plötzlich zwei Männer vor uns, der eine wohl ein Krieger, der andere der Mann aus den Katakomben. Auch sie hatte die Neugier hier her getrieben, doch blieben sie gefasster als das keifende Weib. Andererseits auch bestimmter und so sandte uns der Krieger hinein in das Badehaus, wohl für den Fall es wären die Mörder noch vor Ort, so würden sie sich zuerst mit uns Frauen herumschlagen müssen und erst dann den Schwertern der Männer. Welch Ironie des Schicksals es doch war, wollte ich doch schon langem wieder mal ein Bad aufsuchen, doch war mir dieses eine, welches der Oberschicht vorbehalten war, eigentlich für immer verschlossen. Und nun trat ich, schmutzig und verlaust wie ich war, hinein und wir brauchten nur wenige Schritte, bis wir verborgen hinter einem Vorhang, den leblosen und fetten Leib im warmen Wasser trieben sahen. Die anderen erkannten ihn wohl sofort, es war der Stadthalter der da seinen Tod gefunden hatte. Sie schienen alle erschrocken darüber und die Stimmen wurden strenger, nur ich schien wenig beeindruckt zu sein, aber ich wusste auch nichts von Politik, ich war neu in der Stadt und meine einzige Sorge galt dem nächsten Stückchen Brot. Wir wurden zu stillschweigen verpflichtet und wieder auf die Straße gescheucht, wobei ich mit meinen nackten Füßen fast im Blut ausgerutscht wäre. So taumelte ich herum, was meinen Blick auf eine Kette lenkte, groß, golden und kostbar lag sie im Blute und schrie fast, nimm mich, doch ich konnte nicht, nicht solange ich nicht allein an diesem Ort wäre. Also verließ ich den Ort des Todes so schnell es ging und verschwand im Schatten der Gassen, niemand fragte mehr nach mir oder wollte gar Anweisungen geben. Nur wenige Atemzüge führten mich meine Füße vor die Mauern, die den Hof des Bades umringten, ohne nachzudenken kletterte ich im Schutze der Nacht darüber und fand mich im Garten wieder. Es war still im Haus und der Tote protestierte nicht als ich seine Kette an mich nahm und ich mir auf die Unterlippe beißen musste, um nicht vor Glück laut zu frohlocken. Schnell verließ ich diesen Ort wieder und brachte meine Beute in die Katakomben, innerlich den Priesterkönigen dankend, hatten sie mir doch etwas Licht in der Dunkelheit geschenkt.

Comments

  1. Boah! Tullius' Kette aus purem Gold! Leichenfleddererin!

    ReplyDelete
    Replies
    1. Mitnehmen kann er sie ja eh nicht und ich will sie ja auch nicht behalten. Ist auch viel zu groß und viel zu schwer das Ding.

      Delete
  2. …deswegen würde ich sie am besten auch in kleinen Einzelteilen verhökern. Hinterher erkennt die noch jemand wieder…

    ReplyDelete
    Replies
    1. Das würde ich vielleicht tun, aber so schlau ist Ambra dann doch nicht.

      Delete
  3. Elaine sagt:

    müssten den Verbleib der Kette ins Spiel bringen, weiss aber nicht, ob Safrax das so wahrgenommen hat, als Tullius ihn damit beworfen hat..hmmm..irgendwer muss sich doch daran erinnern, dass dort eine schwere Goldkette war, die nun unauffindbar ist..dann wird sich erinnert, wer davon wusste, dann wirds eng..:)
    Gruss, Elaine

    ReplyDelete
  4. Nun die Kette hat ja schon wieder den Besitzer gewechselt und Ambra wird ganz sicher leugnen, auch nur irgendetwas mit der Kette zu tun zu haben.
    Zumal sie sich ja jetzt auf der Siegerstraße wähnt.

    ReplyDelete

Post a Comment