Die Nase im Wind, Ar im Rücken

Kalte Nächte zwangen mich unter dichte Decken, die Wärme war meinem Körper zur Gänze entzogen, der nahe Tod lauerte auf den Straßen Ars. Mein naiver Wunsch einen Mann mit Geld zu beherrschen, ihn in meine Dienste zu nehmen, traf mich wie ein Bumerang. Wie ein harter Schlag an den Kopf traf mich die Erkenntnis nicht die Schlaue unter den Schlauen zu sein, dieser Kerl in seiner dunklen Kleidung übertraf mich in allen Belangen. Er wusste nicht nur woher ich stammte, nein sein Wissen allumfassend, die seltsamen Geschehnisse in Kamras, mein Handel mit dem Ubar von Cos, all dies schmierte er kühl lächelnd aufs Brot. Er drohte denen aus Ar die Wahrheit über mich zu verraten und gleichzeitig zeigte er mir einen Ausweg, Unterwerfung und Verlust meines Willens.
Unruhig stand ich mitten in der Nacht in meinem Haus in Ar und starrte durch die Fenster hinaus in die Dunkelheit. Jeder Schatten der sich dort bewegte könnte jener Mann sein der mich in Ketten zu legen gedachte, jeder Schatten könnte mich aus meiner erst vor kurzen gewonnen Freiheit, meinem  mir zustehenden Reichtum herausreißen. Ich konnte nicht schlafen und zuckte bei jedem seltsam wirkenden Geräusch zusammen, konnte mich nicht entscheiden das Fenster oder die Tür zu bewachen. Fest umklammert hielt ich mein Dolch in den Händen, jene Waffe die dereinst schon einmal einem unvorsichtigen Mann den Tod gebracht hatte. Und so schreckte ich voller Entsetzen auf, als der Morgen graute und ich aus dem Schlaf gerissen wurde, dem ich unvorsichtiger Weise nachgegeben hatte. Hastig sah ich mich um und war zu meiner Überraschung allein in meinem Heim, ich lauschte den beruhigenden Stimmen der Straße, dort wo die Händler emsig ihre Waren anboten, noch war mein Schicksal gnädig zu mir, noch war ich frei und Herr meiner Entscheidungen. Ich musste hier fort, das war mir erschreckend klar, fieberhaft suchte ich mein weniges Hab und Gut zusammen, überprüfte meinen Geldbeutel und eilte hinaus auf die Straße. Mein Wunsch nach Flucht machte mich unvorsichtig, ohne mich weiter um zusehen überquerte ich den Platz vor der Bäckerei und rannte fast Elaine um, die Gefährtin dieses unverschämten Rarius. Fast glaubte ich ihr ansehen zu können, sie wüsste über alles Bescheid, doch zu meiner Erleichterung wollte sie mich nur zu einer Reise einladen. Nach Jorts sollte es gehen, zu meinem bedauern mittels eines Tarns, nun war ich hin und her gerissen zwischen meiner Furcht vor meinem Verfolger und der Aussicht beim Flug in die Tiefe zu stürzen. Schließlich willigte ich ein und nach kurzer und ereignisloser Reise landeten wir in Jorts, dem Schrecken des Flugs noch nicht entkommen, drängte es die Lady zum Mittelpunkt dieser Siedlung. Ich fragte mich was sie hier wohl suchen würde, an diesem ärmlichen Flecken Gors, waren doch diese plumpen Häuser nichts im Vergleich zum mächtigen Ar. Ein besseres Bauerndorf, mit Kriegern die beleidigt über ihre Sitzkissen wachten. Schon auf meiner Pilgerreise hielt es mich hier nicht lang, allein das geifern der angeketteten Taluna vertrieb mich, sowie auch das ärmlich aussehende Bild dieses Ortes. Damals handelte ich noch mit Seifen und ich bezweifelte, dass sie sich hier überhaupt wuschen. Auch hatte ich zu Hause in Kamras nie von diesem Ort gehört und wenn sein Ruf nicht soweit drang, konnte er weder gut noch schlecht sein. Schließlich waren einige der roten Kaste aufgebracht, da sie glaubten ich wolle der ortsansässige Bäckerin vertreiben, so erzählte ich von meiner eigentlichen Passion, dem Seife herstellen. Dies schien sie zu beruhigen, so hoffte ich, nein glaubte ich, denn es waren gewiss nur simple Gemüter hier in diesem Dorf. Nach Ar konnte ich nicht zurück, dies stand festgeschrieben in den Büchern des Schicksals, doch war ich noch unschlüssig welchen Weg ich nehmen sollte, weiter ziehen oder mich hier am Ende der Welt mit den Gegebenheiten arrangieren, abgeschnitten vom Geldfluss des Lurius con Jad, denn auf Jorts würde sein Auge gewiss nicht fallen.


Comments