Der Vosk


Es war der Tag gekommen, die Abreise stand kurz bevor, ich fühlte mich wie aus dem Nest gefallen. Die guten Ratschläge meiner Brüder waren nicht rar gesät, ein aufmunterndes Schulterklopfen hier, ein beruhigendes Tätscheln dort. Mein Vater drückte mir einen Beutel voller Münzen in die Hand und schon war ich hinaus, in die weite weite Welt. Zu Fuß wurde ich von einem unserer Sklaven begleitet, er sollte mir bis zur Anlegestelle Schutz gewähren. Das plätschern
des sich ewig dahin quälenden Wassers, wurde je näher mich meine Füße herantrugen immer lauter und schwoll schließlich zu einem drohenden Tosen an. Hier am Fluss lag die Grenze unserer Ländereien, nie jemals zuvor, zu keiner zeit war ich ferner meines Heims. Es wartete der letzte entscheidende Schritt, der Sprung von der Klippe, hinein ins Unbekannte, in die beängstigende fremde Welt.
Das Schiff, die Reise war bezahlt und ich war mir gewiss in Sicherheit zu sein, auch wenn das Antlitz der Schiffsleute wenig vertrauenerweckend war. Jene grobschlächtigen Männer lösten sämtliche Taue und stießen mit langen Stangen das Schiff vom Ufer ab, gemächlich und ohne jede Hast schob es sich in den Strom. Langsam und unaufhaltbar verschwand meine Heimat in der Ferne, der Wind rauschte durch das Getreide und sandte mir einen letzten Gruß zum Abschied. Dann war ich allein, mit diesen Männern und meinen Gedanken.
Das monoton sich wiederholende Knarren der Taue, das leise flattern der Segel im Wind, das sonore Summen der Schiffer, es machte mich schläfrig, ließ mich meine Augen schließen und mich alleinig auf mein Innerstes konzentrieren. Nach Brundisium sollte ich reisen, einen Brief übergeben und mir am Meer eine schöne Zeit machen. Die Thassa, ich wollte sie sehen, mit eigenen Augen, nicht in Erzählungen der Reisenden. Die Welt, die Städte, das Leben spüren, nicht verwelken auf dem Land. Selig schlief ich ein und gab mich den Träumen hin.


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